Felsensteinkraut

Felsensteinkraut (Aurinia saxatilis)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Alysseae
Gattung: Aurinia
Art: Felsensteinkraut
Wissenschaftlicher Name
Aurinia saxatilis
(L.) Desv.

Das Felsensteinkraut (Aurinia saxatilis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Aurinia innerhalb der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Sorten werden in den gemäßigten Gebieten als Zierpflanzen in Parks und Gärten verwendet.[1]

Beschreibung

Illustration von Jacob Sturm
Habitus kurz vor der Anthese
Am Standort in Blüte
Habitus fruchtend
Schötchen und geflügelte Samen

Vegetative Merkmale

Das Felsensteinkraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 35,[2] selten bis zu 50 Zentimetern erreicht.[1] Je Pflanzenexemplar sind meist mehrere aufrechte oder aufsteigende, verzweigte, fein grau behaarte Stängel vorhanden, die an ihrer Basis verholzen können.[1][2] Die oberirdischen Pflanzenteile sind mit Sternhaaren fein flaumig behaart (Indument).[1]

Die meisten Laubblätter sind grundständig angeordnet. Die Grundblätter sind in Blattstiel sowie -spreite gegliedert und insgesamt bis zu 20 Zentimeter lang.[2] Ihr Blattstiel ist 0,5 bis 3, selten bis zu 4 Zentimeter lang.[1] Ihre graugrüne, mehr oder weniger dicht behaarte, einfache Blattspreite ist bei einer Länge von meist 4 bis 8 (25 bis 12) Zentimetern sowie einer Breite von 0,5 bis 1,5, selten bis zu 2,5 Zentimetern verkehrt-eiförmig bis spatelförmig oder lanzettlich mit keilförmiger bis spitzzulaufender Basis und stumpfem bis spitzem, stumpfem[1] oder gerundetem oberen Ende. Der Blattrand ist glatt oder wellig buchtig-gezähnt.[1] Die Blattspreite der Stängelblätter ist verkehrt-lanzettlich bis linealisch.[1]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von April bis Mai.[2][3] Viele gestielte Blüten[2] sind einem anfangs schirmtraubigen durch Streckung der Blütenstandsachse bis zur Fruchtreife, dann traubigen Blütenstand angeordnet.[1]

Die duftende und zwittrige Blüte ist vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier gelblichen Kelchblätter sind 1,5 bis 2,3, selten bis zu 4 Millimetern lang sowie 0,5 bis 1 Millimeter breit, am Rand trockenhäutig und fein behaart.[1] Die gelben, kahlen Kronblätter sind bei einer Länge von 3 bis 5,[2] selten bis zu 6 Millimetern sowie einer Breite von 1 bis 2,5 Millimetern[1] verkehrt-eiförmig mit spitzzulaufender Basis[1] und ausgerandetem[2] oberen Ende. Die sechs Staubblätter sind tetradynamisch (viermächtig), also vier sind länger und zwei sind kürzer. Die Staubfäden sind im unteren Bereich flügelartig geweitet, breiter oder mit einem feinen Anhängsel. Die Staubbeutel sind 0,3 bis 0,5 Millimeter land.[1] Der oberständige Fruchtknoten und jedes Fruchtknotenfach enthält zwei bis vier Samenanlagen. Der relativ kurze Griffel endet in einer zweilappigen Narbe. Es sind innen Nektardrüsen vorhanden.

Die Fruchtstiele sind aufrecht abstehend und meist 4,5 bis 10 (3 bis 13) Millimeter lang.[1][2] Die relativ kleinen, kahlen,[2] weißlichen Schötchen sind bei einem Durchmesser von 3,5 bis 6 Millimetern verkehrt-eiförmig, elliptisch bis kreisförmig und abgeflacht, besitzen einen beständigem 0,5 bis 1,5, bis zu 2,5 Millimeter langen Griffel und enthalten bis zu vier Samen. Die flachen, rot-braunen und rundum geflügelten Samen besitzen einen Durchmesser von 2 bis 3 Millimetern, ihre schmalen Flügel sind 0,3 bis 1,1 Millimeter breit.[1]

Chromosomensatz

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 8; es liegt meist Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 16 vor[1][3]; es wurde auch eine Chromosomenzahl von 2n = 48[2] gefunden.

Ökologie

Beim Felsensteinkraut handelt es sich um einen scleromorphen, mesomorphen Hemiphanerophyten.[3]

Standorte in Mitteleuropa

Das Echte Felsensteinkraut gedeiht in Mitteleuropa ursprünglich in sonnigen Felsbandgesellschaften auf trocken-warmen, basenreichen, flachgründigen Steinböden (Kalkstein, Dolomit, Basalt, Glimmerschiefer) vor.[4] Es ist eine Charakterart der Pflanzengesellschaft Diantho-Festucetum aus dem Verband Seslerio-Festucion pallescentis.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2]

Systematik und Verbreitung

Die Erstveröffentlichung von erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Alyssum saxatile durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 650.[5][6] Das Artepitheton axatile bedeutet „in Felsen wachsend“. Die Neukombination zu Aurinia saxatilis (L.) Desv. wurde 1815 durch Nicaise Auguste Desvaux in Journal de Botanique, Appliquée à l'Agriculture, à la Pharmacie, à la Médecine et aux Arts. Paris, Band 3, Seite 162 veröffentlicht.[7] Weitere Synonyme für Aurinia saxatilis (L.) Desv. sind: Alyssum bilimekii Willk., Alyssum cheirifolium Steud., Alyssum ephesium Bornm.[7]

In Frankreich, Belgien, Großbritannien, in der Schweiz,[2] Norwegen, Dänemark, Schweden, in Nordamerika und Neuseeland ist Aurinia saxatilis ein Neophyt.[7][8][9] Bei den Vorkommen als Neophyten handelt es sich immer um die Unterart Aurinia saxatilis subsp. saxatilis.[1][10]

Je nach Autor gibt beispielsweise drei oder mehr Unterarten (Auswahl):[7]

  • Aurinia saxatilis subsp. megalocarpa (Hausskn.) T.R.Dudley (Syn.: Alyssum orientale var. megalocarpum Hausskn., Alyssum saxatile subsp. megalocarpum (Hausskn.) Rech. f.): Sie kommt im südlichen Italien, in Griechenland und auf Inseln in der Ägäis, auf Kreta sowie Karpathos und im asiatischen Teil der Türkei vor.[7] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16. Die Schötchen sind etwa 6 bis 8 Millimeter lang und 6,5 bis 10 Millimeter breit und breiter als lang. Der Griffel ist 1 bis 2,5 Millimeter lang. Die grundständigen Blätter sind gezähnt oder buchtig-fiederspaltig.
  • Aurinia saxatilis subsp. orientalis (Ard.) T.R.Dudley (Syn.: Alyssum orientale Ard., Alyssum saxatile subsp. orientale (Ard.) Beck ex Rech. f., Alyssum affine Ten., Alyssum saxatile Bory & Chaub. nom. illeg. non L., Alyssum denticulatum Formánek): Sie kommt in Kroatien, Serbien, Kosovo, Albanien, Bulgarien, in Rumänien, Montenegro, Nordmazedonien, Griechenland und im europäischen sowie asiatischen Teil der Türkei vor.[7] Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16. Die Schötchen sind 3,5 bis 5,5 Millimeter lang und 3,5 bis 6 Millimeter breit, breiter als lang oder gleich lang und breit. Die grundständigen Blätter sind gezähnt oder buchtig-fiederspaltig.
  • Echtes Felsensteinkraut (Aurinia saxatilis (L.) Desv. subsp. saxatilis, Syn.: Adyseton saxatile (L.) Sweet, Alysson saxatile (L.) Crantz, Alyssum saxatile L. subsp. saxatile, Alyssum arduinoi R.M.Fritsch, Alyssum saxatile subsp. arduinoi (R.M.Fritsch) Hayek, Aurinia saxatilis subsp. arduini (Fritsch) Dostál): Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16[11] oder 48. Es kommt ursprünglich von Mitteleuropa bis zur nördlichen Balkanhalbinsel und in Südrussland vor. Es gibt Fundortangaben für Deutschland, Österreich, Italien, Ungarn, Polen, Tschechien, die Slowakei, die Ukraine, Kroatien, Albanien, Bulgarien, die Republik Moldau, Nordmazedonien, Griechenland, auf Inseln in der Ägäis, und Georgien vor.[7][10] In Deutschland kommt das Echte Felsensteinkraut ursprünglich in Brandenburg, Sachsen, Hessen, Baden-Württemberg und im fränkischen Jura sehr selten vor. Das Echte Felssteinkraut steht in Deutschland unter Naturschutz.[4] In der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschland von Metzing et al. 2018 ist Aurinia saxatilis in Kategorie 3 = „gefährdet“ geführt, dies ist seit der letzten Liste gleichbleibend.[12] Bei dieser Unterart sind die grundständigen Blätter ganzrandig oder gezähnt.

Nutzung

Das Felsensteinkraut wird als Zierpflanze genutzt und ist in vielen Ländern verwildert und eingebürgert.[4]

Quellen

Weblinks

Commons: Felsensteinkraut (Aurinia saxatilis) â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q Ihsan A. Al-Shehbaz: Brassicaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae. Oxford University Press, New York und Oxford 2010, ISBN 978-0-19-531822-7. Aurinia saxatilis (Linnaeus) Desvaux. S. 252 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. ↑ a b c d e f g h i j k l Aurinia saxatilis In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. September 2022.
  3. ↑ a b c Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
  4. ↑ a b c d Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 455.
  5. ↑ Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 650 eingescannt bei biodiversitylibrary.org
  6. ↑ Aurinia saxatilis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 5. September 2022.
  7. ↑ a b c d e f g Karol Marhold, 2011: Brassicaceae: Datenblatt Aurinia saxatilis In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  8. ↑ Datenblatt Aurinia saxatilis bei brassibase der Uni Heidelberg.
  9. ↑ Datenblatt Aurinia saxatilis bei CABI - Invasive Species Compendium.
  10. ↑ a b Aurinia saxatilis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 5. September 2022.
  11. ↑ Aurinia saxatilis bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  12. ↑ Datenblatt beim Rote-Liste-Zentrum des BfN.