Tryphoninae

Tryphon rutilator aus Belgien

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita)
Ãœberfamilie: Schlupfwespenartige (Ichneumonoidea)
Familie: Schlupfwespen (Ichneumonidae)
Unterfamilie: Tryphoninae
Wissenschaftlicher Name
Tryphoninae
Shuckard, 1840

Tryphoninae sind eine mittelgroße, weltweit verbreitete Unterfamilie der Schlupfwespen. Es sind derzeit 54 Gattungen mit mehr als 1.250 Arten bekannt.[1] Diese Unterfamilie hat ihre größte Vielfalt an Gattungen und Arten in den nördlichen gemäßigten Regionen. In Deutschland sind 192 Arten in 31 Gattungen nachgewiesen.[2][3]

Morphologie

Tryphoninae sind kleine oder große Schlupfwespen (Länge der Vorderflügel circa 3 bis 23 mm) von recht unterschiedlichem Habitus. Manche Arten, insbesondere der Tribus Tryphonini sind recht kompakt und das erste Tergit ist nicht gestielt. Manche Arten sind rot-schwarz gefärbt.

Netelia tarsata

Kennzeichnend für die Tryphoninae ist eine deutliche, dichte Reihe von Haaren am apikalen Ende des Clypeus. Der Clypeus ist konvex, oft groß und vom Gesicht durch eine Rinne abgetrennt. Am Propodeum sind die Grate oft reduziert oder fehlen ganz und sind oft quer gerieft. Das erste Tergit hat zwei parallele Längsrinnen. Die Weibchen sind oft daran zu erkennen, dass sie gestielte Eier am Ovipositor tragen. Der Ovipositor ist meistens kurz.[1][4][5]

Lebensweise

Tryphon brunniventris

Tryphoninae sind hauptsächlich Ektoparasitoide bei Larven von Pflanzenwespen. In einigen Gattungen (darunter die artenreiche Gattung Netelia) werden Schmetterlingsraupen parasitiert. Die weibliche Wespe legt das gestielte Ei außen an den Wirt und befestigt es mit dem Stiel in seiner Haut. Die Wirtslarven werden nicht gleich getötet, sie entwickeln sich weiter und verpuppen sich, so dass sich schließlich die Schlupfwespe im geschützten Puppenkokon entwickeln kann.[1]

Manche Arten der Gattungen Cosmoconus und Tryphon fliegen häufig an den Blüten von Doldenblütlern.[1]

Systematik

Tryphoninae sind vermutlich monophyletisch und sie gehören zur Gruppe der Ophioniformes. Die genauere Verwandtschaft ist noch unklar, aber die Tryphoninae dürften mit den Banchinae, Tersilochinae und Stilbopinae näher verwandt sein.[6][7]

Ctenochira pastoralis
Phytodietus gelitorius

Tryphoninae werden in sieben Tribus eingeteilt.[8][1]

  • Ankylophonini kommen nicht in Europa vor, sie sind auf eine Art beschränkt, die nur in Australien vorkommt: Ankylophon obligatus.
  • Eclytini nur eine Gattung: Eclytus, mit zwei Untergattungen, ca. 20 Arten, Verbreitung in Paläarktis und Nearktis.
  • Idiogrammatini nur 7 Arten, holarktische Verbreitung (einschließlich Mexiko), nur zwei Gattungen, Idiogramma und die fossile Gattung Urotryphon mit nur einer Art.
  • Oedemopsini 12 Gattungen, praktisch weltweit verbreitet, relativ kleine Schlupfwespen.
  • Phytodietini 2 Gattungen, Netelia und Phytodietus, beide artenreich und mit mehreren Untergattungen, praktisch weltweit verbreitet, Netelia sind meist rötlich-orange gefärbt.
  • Sphinctini nur eine Gattung, Sphinctus, mit 14 Arten, Paläarktis, Neotropis, Orientalis
  • Tryphonini 39 Gattungen, weltweit verbreitet. Die Tribus Exenterini der früheren Autoren wurde 2015 mit den Tryphonini synonymisiert.[1]

Einheimische Gattungen

In Klammern Anzahl der Arten in Deutschland nach Horstmann (2001)[2] und Schmidt/Zmudzinski[3]; Anmerkungen zur Lebensweise nach Schmidt/Zmudzinski[3].

Eclytini

  • Eclytus (4), Wirte sind Larven der Argidae und Tenthredinidae

Idiogrammatini

  • Idiogramma (2), winzige Schlupfwespen mit einer Flügellänge von 2,5 bis 2,8 mm. Das Ei wird an Xyela-Larven angeheftet. Die Schlupfwespe schlüpft, wenn sich die Pflanzenwespe zur Verpuppung in die Erde vergraben hat. Die Imagines schlüpfen dann im kommenden Frühjahr. Sie schwärmen dann bei Kiefern.

Oedemopsini, Wirte sind Kleinschmetterlinge

Phytodietini, Wirte sind Schmetterlingsraupen

Sphinctini

Tryphonini (incl. Exenterini, diese mit * markiert), Wirte sind Pflanzenwespen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ↑ a b c d e f Mark R. Shaw, Michael Geoffrey Fitton, Dawn Painter, Olga Retka: Ichneumonid wasps (Hymenoptera: Ichneumonidae): their classification and biology. Hrsg.: Royal Entomological Society. Telford 2018, ISBN 978-1-910159-02-6, S. 305–319.
  2. ↑ a b K. Horstmann: Ichneumonidae. In: Holger Heinrich Dathe, Andreas Taeger, Stephan M. Blank (Hrsg.): Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands (= Entomofauna Germanica. Band 4). Verlag Bernhard Klausnitzer, Dresden 2001, DNB 980776872, S. 69–103.
  3. ↑ a b c Konrad Schmidt, Franz Zmudzinski: 3. Beitrag zur Kenntnis der badischen Schlupfwespenfauna (Hymenoptera, Ichneumonidae). In: Carolinea – Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland. Band 61. Karlsruhe 2003, S. 119–132 (zobodat.at [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 20. April 2023]).
  4. ↑ Henri Goulet, John T. Huber, Canada. Agriculture Canada. Research Branch: Hymenoptera of the world : an identification guide to families. Centre for Land and Biological Resources Research, Ottawa, Ont. 1993, ISBN 0-660-14933-8, S. 442.
  5. ↑ Subfamily Tryphoninae. Abgerufen am 3. März 2021.
  6. ↑ Donald L.J. Quicke, Nina M. Laurenne, Mike G. Fitton, Gavin R. Broad: A thousand and one wasps: a 28S rDNA and morphological phylogeny of the Ichneumonidae (Insecta: Hymenoptera) with an investigation into alignment parameter space and elision. In: Journal of Natural History. Band 43, Nr. 23-24, Juni 2009, S. 1305–1421, doi:10.1080/00222930902807783.
  7. ↑ Andrew M.R. Bennett, Sophie Cardinal, Ian D. Gauld, David B. Wahl: Phylogeny of the subfamilies of Ichneumonidae (Hymenoptera). In: Journal of Hymenoptera Research. Band 71, 30. August 2019, S. 1–156, doi:10.3897/jhr.71.32375.
  8. ↑ D. S. Yu, K. Horstmann: Taxapad. In: Database on flash-drive. www.taxapad.com. Ottawa, Ontario 2012.