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Herzlichen Dank an alle, die an der Entwicklung der WMDE-Position zur Stärkung des digitalen Engagements mitgewirkt haben (PDF-Version der Position).

In einer Übersicht haben wir Aktivitäten zur Förderung des digitalen Engagements aufgeführt.

Stärkung des digitalen Engagements - Kurzfassung der Position von Wikimedia Deutschland

Digitales Engagement ist ein noch recht junges Phänomen, ermöglicht durch das Internet und die Digitalisierung weitreichender Bereiche unserer Gesellschaft. So engagieren sich die Ehrenamtlichen der Wikipedia und ihrer Schwesterprojekte in ihrer Freizeit für freie Inhalte, schreiben Artikel oder fotografieren. Leider wissen immer noch zu wenige Menschen außerhalb der Wikimedia-Projekte, dass deren Inhalte durch digital Engagierte geschaffen werden.

Durch die Verbreitungswege des Webs, die Beteiligung vieler Menschen und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit kann durch digitales Engagement Großartiges für die Gesellschaft geleistet werden und häufig auch sehr schnell auf aktuelle Entwicklungen reagiert werden. Hier sind einige Beispiele für die Bedeutung des digitalen Engagements in den Wikimedia-Projekten, stellvertretend für all die anderen wichtigen digitalen Projekte:

  • Auf Wikimedia Commons stehen über 40 Millionen freie Mediendateien zur Verfügung.
  • Wikidata umfasst mehr als 29 Millionen Datensätze.
  • Die deutschsprachige Wikipedia bietet ein umfassendes Wissen mit über 2 Millionen Artikeln.
  • Im Rahmen des weltweit größten Fotowettbewerbs Wiki Loves Monuments wurden 2016 allein innerhalb eines Monats im deutschsprachigen Raum 39.000 Bilder eingereicht.

Es ist an der Zeit, dass nun auch in Politik und Gesellschaft ein Bewusstsein für die große Bedeutung des digitalen Engagements geschaffen wird und Engagierte in diesem Bereich in ihrem Beitrag angemessen gewürdigt und unterstützt werden. Wikimedia Deutschland hat daher in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen der Wikimedia-Projekte die folgenden fünf Forderungen für die Stärkung des digitalen Engagements in Deutschland erarbeitet.

  1. Gleichberechtigte Anerkennung des digitalen Engagements auf Augenhöhe mit anderen Arten ehrenamtlicher Tätigkeiten.
  2. Ermöglichung von Partizipation und Vielfalt im digitalen Raum zur Mitgestaltung der Gesellschaft.
  3. Gewährleistung der Verfügbarkeit freier Inhalte, um offene Zugänge zu Wissen, Mediendateien und Daten zu erreichen und gemeinsames Engagement zu erleichtern.
  4. Ausbau der Forschung, um mehr Wissen darüber zu gewinnen, wie die Entwicklung günstiger Rahmenbedingungen für das digitale Engagement effektiv gestaltet werden kann.
  5. Weiterentwicklung und Aufbau staatlicher Förderprogramme zum digitalen Engagement.

Position von Wikimedia Deutschland zur Stärkung des digitalen Engagements

Präambel

Die Ehrenamtlichen der Wikipedia und ihrer Schwesterprojekte engagieren sich in ihrer Freizeit für freie Inhalte. „Als freie Inhalte (englisch free content), auch Open Content genannt, bezeichnet man Inhalte, deren kostenlose Nutzung und Weiterverbreitung urheberrechtlich erlaubt ist.“. Leider wissen immer noch zu wenige Menschen außerhalb der Wikimedia-Projekte, dass deren Inhalte eben durch Ehrenamtliche geschaffen werden. Dies muss sich ändern. Auch in Politik und Gesellschaft bedarf es eines Bewusstseins für die hohe Bedeutung des digitalen Engagements.

Digitales Engagement, beziehungsweise digitales Ehrenamt, ist ein noch junges Phänomen, ermöglicht durch das Internet und die Digitalisierung weitreichender Bereiche unserer Gesellschaft. Für die Gestaltung unserer Welt wird digitales Engagement somit immer wichtiger. Wikipedia ist schon heute ein im Alltag genutztes Beispiel, wie dies aussehen kann. Durch digital Engagierte stehen enzyklopädische Informationen umfänglich, immer und überall über das Web allen frei zur Verfügung und können jederzeit aktualisiert werden. Dies gelingt durch das Zusammenwirken von Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen, Wissensschätzen, regionalen Herkünften und Kompetenzen.

Durch die Verbreitungswege des Webs, die Beteiligung vieler Menschen und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit kann Großartiges für die Gesellschaft geleistet werden – häufig auch sehr schnell auf aktuelle Entwicklungen reagiert werden. Das kollaborative digitale Zusammenwirken von Ehrenamtlichen kann die Erschaffung von vorher Unglaublichem ermöglichen, zum Beispiel:

  • Auf Wikimedia Commons stehen über 40 Millionen freie Mediendateien zur Verfügung.
  • Wikidata umfasst mehr als 29 Millionen Datensätze.
  • Die deutschsprachige Wikipedia bietet ein umfassendes Wissen in über 2 Millionen Artikeln.
  • Im Rahmen des weltweit größten Fotowettbewerbs Wiki Loves Monuments wurden 2016 allein innerhalb eines Monats im deutschsprachigen Raum 39.000 Bilder eingereicht.
  • Das offene Kartenportal OpenStreetMap ist ein gutes Beispiel digitalen Engagements, das kein Wikimedia-Projekt ist. Es umfasst fast 6 Milliarden hochgeladene GPS-Koordinaten und ermöglicht Anwendungen wie Humanitarian OpenStreetMap oder Wheelmap)

Die Inhalte können dank den Engagierten von jeder Person weltweit bei allem, was sie tun, frei genutzt und auch beliebig bearbeitet werden, solange die Lizenzangaben beachtet werden. Dies kann alles nur gelingen, da sich unzählige Menschen weltweit täglich dafür einsetzen. Dies sind die digital Engagierten.

Es ist an der Zeit, dass ein steigendes Bewusstsein in Politik und Gesellschaft für die große Bedeutung des digitalen Engagements geschaffen wird und in diesem Bereich Engagierte in ihrem Beitrag angemessen gewürdigt und unterstützt werden.

Wikimedia Deutschland stellt daher die folgenden fünf Forderungen für die Stärkung des digitalen Engagements in Deutschland auf.

I. Wertschätzung und Anerkennung von digital Engagierten fördern

Viele Ehrenamtliche wünschen sich mehr Wertschätzung und Anerkennung für ihr zivilgesellschaftliches Engagement, dies gilt ebenso für die digital Engagierten.

Heutzutage fehlt in Deutschland ein Bewusstsein und Wissen über das von digital Engagierten Geleistete. Hier können auch Politikerinnen und Politiker sowie staatliche Institutionen einen größeren Beitrag leisten. Es ist nicht aufwendig, vorbildliche Projekte und Initiativen hervorzuheben. Preisverleihungen, Auszeichnungen und öffentliche Veranstaltungen bieten wichtige Foren, um die Bedeutung des digitalen Engagements weiter im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern. Auch in Behörden fehlt häufig das Bewusstsein, digitales Ehrenamt gleichberechtigt zu anderen Formen bürgerschaftlichen Engagements (beispielsweise im Sport- oder Umweltverein) anzuerkennen und die Wertschätzung für dieses Engagement zum Ausdruck zu bringen.

Für die Wertschätzung und Anerkennung der digital Engagierten bleibt noch viel zu tun. Wir fordern als einen wichtigen Schritt die gleichberechtigte Anerkennung des digitalen Engagements auf Augenhöhe mit anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten.

II. Ermöglichung von Partizipation und Vielfalt im digitalen Raum zur Gestaltung der Gesellschaft

Leider haben auch heute noch nicht alle Menschen die gleichen Möglichkeiten, an der rasanten Entwicklung der Digitalisierung teilzuhaben. Alter, Geschlecht, soziale Herkunft und Wohnort sind bestimmende Faktoren dafür, in welchem Maße sich Menschen im digitalen Raum engagieren. So ist beispielsweise die Generation 65+ immer noch etwas abgehängt, wie u. a. der D21-Digital-Index belegt. Aber auch die langsamen Internetverbindungen vor allem im ländlichen Raum sind ein Hemmnis für die digitale Gestaltung unserer Gesellschaft. Und für Menschen mit niedrigem Einkommen sind die Kosten für eine schnelle Internetverbindung oft nicht finanzierbar.

Hier besteht Handlungsbedarf. Denn die Vielfalt der deutschen Gesellschaft ist somit nicht im Netz repräsentiert, was einigen wenigen Strömungen die Deutungshoheit erleichtert. Eine große Chance für die Steigerung der Diversität im digitalen Engagement liegt in der Zusammenarbeit der klassischen Nichtregierungsorganisationen, der netzaffinen Organisationen sowie der Do-It-Yourself- und Maker-Bewegung. Vielfalt und eine breite Mitwirkung hilft Wissensallmende-Projekten (Wikipedia als ein Beispiel dafür) dabei, dass sie entwickelt, gepflegt und für gesellschaftliche Lösungen mit hoher Akzeptanz genutzt werden.

In Nichtregierungsorganisationen und Politik ist aber teilweise erst ein Mentalitätswechsel notwendig, um Skepsis gegenüber dem Digitalen abzubauen und das digitale Engagement als wichtigen Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft zu begreifen und zu fördern.

Wikimedia Deutschland hat bisher sehr gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen zur Nutzbarmachung von Kulturgütern über digitale Medien gemacht (siehe beispielsweise GLAM-Aktivitäten). In ähnlicher Art und Weise können neue Kooperationen zwischen netzaffinen Organisationen mit Partnern aus den Feldern wie soziale Inklusion, Entwicklungszusammenarbeit oder Umweltschutz mit Unterstützung staatlicher Förderprogramme, privater Stiftungen und Crowdfunding ausgebaut werden.

Darüber hinaus sind Qualifizierungsmaßnahmen für den Erwerb digitaler Kompetenzen in Nichtregierungsorganisationen und für einzelne Zielgruppen (Jugendliche, Frauen, Menschen im Ruhestand etc.) wichtig. Für die Zukunft bietet auch das Lernen von Koproduktion auf digitalen Plattformen und die Anwendung freier Lizenzen in Schule und Ausbildung einen wirksamen Beitrag zur digitalen Inklusion.

III. Gewährleistung der Verfügbarkeit freier Inhalte, um offene Zugänge zu Wissen, Mediendateien und Daten zu erreichen und gemeinsames Engagement zu erleichtern

Die digital Engagierten stellen Wissen frei zur Verfügung. Dahinter steht die Philosophie, dass alle Zugang zu (insbesondere auch diesem) Wissen haben sollen, es weiterverbreiten und auch weiternutzen können. Dies wird über freie Lizenzen sichergestellt. Denn das Urheberrecht ist ein restriktives Regelwerk, sodass die Verbreitung oder Änderungen an Werken ohne freie Lizenzen grundsätzlich eingeschränkt ist.

Diese freien Lizenzen – zum Einsatz kommen meist Creative-Commons-Lizenzen vom Typ Attribution – Share-Alike – dienen dabei als standardisierte, an die Allgemeinheit gerichtete Erlaubnisse zur Nutzung. Das heißt, dass alle auf diese Weise freigegebenen Inhalte, siehe beispielsweise die Wikimedia-Projekte, kostenfrei genutzt, verbreitet und verändert werden dürfen, solange die Lizenzbedingungen eingehalten werden. Diese bestehen vor allem aus der Pflicht, die Urheberinnen und Urheber der verwendeten Inhalte zu nennen und darauf aufbauendes Material ebenfalls wieder in gleicher Weise freizugeben.

Dieser Ansatz kann aber nur dann funktionieren, wenn auch einzubeziehende Inhalte Dritter (etwa Informationen und Publikationen öffentlicher Stellen und anderer Akteure) als freie Inhalte zur Verarbeitung bereitgestellt werden, z. B. Fotos als Illustrationen für enzyklopädische Artikel, Denkmallisten oder Inhalte aus wissenschaftlichen Datenbanken.

Informationen und Inhalte öffentlicher Einrichtungen, z. B. Statistiken oder Bildarchive, sind für das Engagement der Ehrenamtlichen oft essentiell; und viele dieser Daten und Medieninhalte sind leider nach wie vor nicht frei nutzbar, sondern müssen erst noch unter eine freie Lizenz gestellt werden, was alle Urheberinnen und Urheber bzw. Institutionen allerdings relativ einfach angehen können. Ein gutes Beispiel ist die Europäische Weltraumorganisation, die jüngst vorgemacht hat, wie auch eine große Behörde umfangreiche Inhalte unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlichen und so zur allgemeinen Verwendung freigeben kann.

Für die Zukunft ist es wichtig, dass möglichst viele Informationen und Inhalte öffentlicher Einrichtungen von der Gesellschaft frei genutzt werden können. Nur dann werden sich bürgerschaftlich engagierte Innovation und Teilhabe voll entfalten und die Potenziale der Wissensgesellschaft voll genutzt werden können. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass mit Steuermitteln produzierte Inhalte nur Einzelnen zugute kommen sollen, der Allgemeinheit aber nicht. Daher ist es wichtig, für alle Begünstigte staatlicher Fördermittel festzulegen, dass die Ergebnisse der Förderung anschließend der Allgemeinheit frei verfügbar und frei verwendbar bereitgestellt werden (open-by-default bzw. als Standard).

IV. Ausbau der Forschung, um mehr Wissen darüber zu gewinnen, wie die Entwicklung günstiger Rahmenbedingungen für das digitale Engagement effektiv gestaltet werden kann

Über digitales Engagement gibt es nur wenig Forschung. Eine Ausnahme stellt die Studie von Fraunhofer Fokus (2014) zum „Digitalen bürgerschaftlichen Engagement“ dar, die eine gute Grundlage für weitere Forschung im Themenfeld legt. Zugleich stellen wir fest, dass in größeren Forschungsberichten zum Engagement das Digitale noch nicht ausreichend berücksichtigt ist. Beispielsweise gibt es mit dem Zweiten Engagementbericht und dem Freiwilligensurvey 2014 umfassende Studien zum Engagement im Auftrag der Bundesregierung, die bisher nicht weiter auf Aspekte des Digitalen eingehen.

Wir müssen wissen, was das digitale Engagement charakterisiert und welche Rahmenbedingungen es begünstigen. Denn erst dann lässt sich das heutige digitale Engagement verstehen und eine Weiterentwicklung noch effektiver fördern. Einige offene Fragen verdeutlichen das Forschungsdefizit:

  • Wie können analoges und digitales Engagement zusammengebracht werden, um bessere Wirkungen zu entfalten?
  • Welche Motivation, Merkmale und Verhaltensweisen zeichnen digital Engagierte aus?
  • Ist digitales Engagement eine Chance oder Herausforderung für strukturschwache Räume?
  • Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um digitales Engagement auf Bundes- und Länderebene zu stärken?

Aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen und Studien ist wissenschaftliche Evidenz sehr hilfreich, um die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen und mehr Bewusstsein für die Anliegen der digital Engagierten zu erreichen. Die stärkere Berücksichtigung der Digitalisierung unserer Gesellschaft im Freiwilligensurvey und des bürgerschaftlichen Engagements im D21-Digital-Index ist ebenso empfehlenswert. Es ist darüber hinausgehend an der Zeit, komplexere Grundlagenuntersuchungen im Zusammenspiel verschiedener Disziplinen zum digitalen Engagement zu beauftragen, um hier Licht in das noch unerschlossene Forschungsfeld zu bringen.

V. Weiterentwicklung und Aufbau staatlicher Förderprogramme zum digitalen Engagement

Bisher werden wenig öffentliche Finanzmittel für digitales Engagement bereitgestellt. Mit relativ geringen Summen ist es möglich, in diesem gesellschaftlich relevanten Politikfeld in den nächsten Jahren viel zu erreichen.

Mit nationalen Initiativen können die Bundesregierung und staatliche Einrichtungen maßgeblich zur Vernetzung relevanter Akteure und Sensibilisierung der Gesellschaft für die Thematik beitragen. Auch Freiwilligendienste können hier ein wichtiges Instrument sein, um gezielt digitales Engagement in Nichtregierungsorganisationen zu fördern (siehe z. B. das Pilotvorhaben des Deutschen Roten Kreuzes). Ein neu einzuführender Bundespreis für digitales Engagement bietet die Möglichkeit, mehr Bewusstsein für dieses Feld des Engagements zu schaffen. Freie Software-Tools (Open Source Software) in Kombination mit Qualifizierungsmaßnahmen sind ein Schlüssel, um gerade kleinere Nichtregierungsorganisationen bei der Meisterung der Herausforderungen der Digitalisierung zu unterstützen.

Im Forschungsbereich können durch Förderprogramme des Bundes und der Länder wichtige Grundlagen geschaffen werden (siehe auch den vorherigen Abschnitt).

Auf regionaler Ebene versprechen Praxisprojekte Anschubpotenziale, beispielsweise durch die Ausrichtung auf digitales Engagement auf dem Land und in der Stadt.

Julian Fischer (WMDE) (Diskussion) 18:12, 25. Jul. 2017 (CEST)[Beantworten]