Wurmnacktschnecke

Wurmnacktschnecke (Boettgerilla pallens)

Systematik
Klasse: Schnecken (Gastropoda)
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Familie: Wurmschnegel (Boettgerillidae)
Gattung: Boettgerilla
Art: Wurmnacktschnecke
Wissenschaftlicher Name
Boettgerilla pallens
Simroth, 1912
Das Verbreitungsgebiet der Wurmnacktschnecke in Europa.
Eine ausgestreckte Wurmnacktschnecke

Die Wurmnacktschnecke (Boettgerilla pallens), auch Wurmschnegel genannt, ist die einzige mitteleuropäische Art der Wurmschnegel und von Westeuropa bis Westasien verbreitet. Sie wurde in zahlreiche andere Regionen eingeschleppt.

Merkmale

Die Wurmnacktschnecke misst ausgestreckt 30–40 mm, selten auch bis 50 mm, die Breite des Körpers beträgt bis zu 3 mm. Sie ist hell weißlich bis grauweiß gefärbt, manchmal bläulich-grau, braungrau oder blassgelb. Die Sohle ist hellgelblich, der Schleim farblos. Meist sind Rücken und Kopf etwas dunkler als der Rest des Körpers, die Fühler sind dunkelgrau und der hintere Rückenbereich ist deutlich gekielt. Vor und hinter dem Atemloch befinden sich auf dem Mantel gebogene Rinnen. Insgesamt ist der Körper sehr schlank und bei Aktivität wurmförmig. Die innere Schale ist 1,5–3 mm lang und 1 mm breit.

Eine Verwechslung mit dem Dunklen Kielschnegel (Milax gagates) ist möglich, jedoch sind diese meist dunkel oder zumindest gelblich-bräunlich gefärbt, weniger schlank, der Mantelschild des Dunklen Kielschnegels ist am Ende gerundet und die innere Schale größer.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Art zieht sich in Europa von Irland und Großbritannien und Frankreich im Westen bis nach Russland im Osten. Die nördlichsten Vorkommen liegen im Süden von Norwegen, Schweden, Finnland und Russland, die südlichsten Vorkommen in der südlichen Schweiz und im Norden Italiens. Das Verbreitungsgebiet ist jedoch lückenhaft, eine flächendeckende Verbreitung findet in Nordosteuropa nicht mehr statt. Außerhalb Europas gibt es auch Nachweise der Art aus der Türkei, dem Kaukasus, Tadschikistan und Westsibirien.[1] Eingeschleppt wurde die Wurmnacktschnecke in Kanada[2] (British Columbia, Neufundland, Quebec), den Vereinigten Staaten (Kalifornien und Oregon[3]), Mexiko,[4] Kolumbien[5] und auf den Kanaren. In Deutschland ist die Art weit verbreitet, wird aber oft übersehen. Ursprünglich war die Art im westlichen Kaukasus verbreitet und wurde von hier erstbeschrieben, hat sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts aber zunehmend in Mitteleuropa ausgebreitet. Auch in den 1980er Jahren entdeckte Vorkommen auf der Halbinsel Krim gelten als möglicherweise autochthon, da die Art hier auch in naturnahen Wäldern vorkommt.[6]

Besiedelt werden verschiedene Lebensräume. Gerne lebt die Art auch synanthrop in Gärten und Parks, aber auch in naturnahen Biotopen wie z. B. feuchten Wäldern oder Wiesen. Die Art gilt als euryök in Bezug auf den pH-Wert, Kalk- und Wassergehalt des Bodens. Im Kaukasus werden Höhen von bis zu 1750 m besiedelt, in der Schweiz Höhen von bis zu 1600 m, meist bleibt die Art aber unter 700 m.

Lebensweise

Die lichtscheuen Tiere leben recht versteckt, man kann sie manchmal unter Steinen oder Totholz finden. Meist leben sie jedoch subterran (unterirdisch), in Tiefen von 2 bis 20, maximal 60 cm. Hier bewegen sie sich durch Lücken im Boden fort oder auch Gänge von Regenwürmern, wobei ihre Bewegungsweise selbst an die der Regenwürmer erinnert. Sie ernähren sich unter anderem von den Gelegen anderer Landlungenschnecken, beispielsweise der Wegschnecken, aber auch von Detritus, weichem Pflanzenmaterial oder Regenwurmkot. Die Zeit der Fortpflanzung und Eiablage ist je nach Region vom Spätsommer bis zum Herbst. Die Eier werden in Paketen von 1–6 Eiern 9–27 cm tief im Boden abgelegt. Die adulten Schnecken sterben kurze Zeit später. Der Schlupf der Jungtiere findet zwischen Oktober und Dezember statt. Im folgenden Frühling bis Frühsommer ändern sie ihre weiße Körperfarbe zu einer mit stärkerem Grauanteil.

Gefährdung

Die Gefährdungssituation ist unklar, da zu wenig Daten vorliegen.

Taxonomie

Ein Synonym der Art lautet Boettgerilla vermiformis Wiktor, 1959.[7] Der Holotyp von Boettgerilla pallens stammt aus Abchasien.[1]

Literatur

  • Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. 2., durchgesehene Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2016, ISBN 978-3-494-01686-3, S. 225.

Weblinks

Commons: Wurmnacktschnecke â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Wurmschnegel. Die faszinierende Welt der Schnegel. In: Die Homepage über Schnegel (Limacidae) von Robert Nordsieck. Abgerufen am 13. Mai 2021.

Einzelnachweise

  1. ↑ a b Yuri I. Kantor, Maxim V. Vinarski, Anatoly A. Schileyko, Alexander V. Sysoev: Catalogue of the Continental Mollusks of Russia and adjacent Territories. published online on December 22, 2009. (ruthenica.com)
  2. ↑ Paul M. Catling, Brenda Kostiuk: A Canadian range extension for Wormslug (Boettgerilla pallens; Gastropoda: Stylommatophora: Boettgerillidae). In: The Canadian Field-Naturalist. Band 132, Nr. 3, 2018, S. 264–267. doi:10.22621/cfn.v132i3.1993.
  3. ↑ Rory J. Mc Donnell, Joshua J. Vlach, Inga Reich, Andrew J. Colton: Boettgerilla pallens Simroth, 1912 (Boettgerillidae): A New Invasive Slug Species in Oregon, U.S.A. In: American Malacological Bulletin. Band 38, Nr. 1, 2020, S. 63–65. doi:10.4003/006.038.0106.
  4. ↑ Victoria Araiza-Gómez, Enrico A. Ruiz, Edna Naranjo-García, Gerardo Zúñiga: Recent Collecting Reveals the Presence of Boettgerilla pallens (Stylommatophora, Boettgerillidae) in Mexico. In: American Malacological Bulletin. Band 33, Nr. 2, 2015, S. 227–231. doi:10.4003/006.033.0215.
  5. ↑ Bernhard Hausdorf: Introduced Land Snails and Slugs in Colombia. In: Journal of Molluscan Studies. Band 68, Nr. 2, 2001, S. 127–131. doi:10.1093/mollus/68.2.127
  6. ↑ I. A. Balashov, A. A. Baidashnikov: The first findings of a slug Boettgerilla pallens (Stylommatophora, Boettgerillidae) in Crimea. In: Ruthenica. Band 22, Nr. 2, 2012, S. 111–114.
  7. ↑ Boettgerilla pallens Simroth, 1912 in GBIF Secretariat (2021). GBIF Backbone Taxonomy. Checklist dataset doi:10.15468/39omei abgerufen via GBIF.org am 12. Mai 2021.