Sowjetische Briefmarke mit einem Schlachtflugzeug IL-2

Die Geschichte der russischen Luftfahrt (russisch История русской авиации Istorija russkoi awijazii) umfasste folgende Meilensteine:

Chronologische Geschichte

Russisches Kaiserreich

  • Am 19. August 1828 startet in Moskau erstmals eine Russin mit einem Heißluftballon.
  • 1902 – Bau des ersten russischen Windkanals durch Nikolai Jegorowitsch Schukowski
  • 1909 – Im Mai der erste Flug eines in Russland entwickelten Flugzeuges, der Gakkel-III und der Kudaschew-1, innerhalb eines Tages und unabhängig voneinander.
  • Boris Rossinski absolviert 1910 bei Blériot Aéronautique in Frankreich die Flugzeugführer-Prüfung und ist, als er die Fluglizenz erhält, der erste russische Pilot. Später beteiligt er sich am Aufbau der sowjetischen Luftfahrtindustrie und wird zum „Großvater der russischen Fliegerei“.
  • 1910: vom 25. April bis zum 2. Mai findet erstmals in Russland eine „Flugwoche“ statt, in deren Verlauf der Pilot N. J. Popow 600 m Höhe erreicht.[1]
  • Am 10. August 1911 erhält Lidija Swerewa als erste russische Frau den Pilotenschein.[2]
  • Am 13. Mai 1913 hob das erste viermotorige Flugzeug der Welt in Russland vom Boden ab, die Sikorski Le Grand, von ihrem Piloten Igor Sikorski selbst konstruiert.
  • 1916 – erstes russisches Flugtriebwerk von Mikulin und Stetschkin konstruiert.

Sowjetrussland

  • Am 24. Mai 1918 wird die „Hauptverwaltung der Roten Arbeiter- und Bauern-Luftflotte“ (GlawWosduchFlot) zur Einsatzkoordinierung der vorhandenen Fliegerkräfte gebildet.
  • Nikolai Schukowski gründet am 1. Dezember 1918 das Zentrale Aerohydrodynamische Institut (ZAGI). In ihm werden in den kommenden Jahrzehnten Grundlagen der Aerodynamik erforscht, Neuerungen für die Luftfahrt entwickelt und viele Flugzeugtypen konstruiert werden. Einige der bekanntesten sowjetischen Flugzeugkonstrukteure arbeiten in den nächsten Jahren im ZAGI.
  • Am 24. November 1921 erfolgt die Gründung der deutsch-sowjetischen Fluggesellschaft Deruluft, die am 1. Mai 1922 Flüge zwischen Königsberg und Moskau aufnimmt.

Sowjetunion

  • Der 9. Februar 1923 wird amtlich als Geburtsdatum der russischen Zivilluftfahrt angesehen. Der Arbeiter- und Verteidigungsrat gab an diesem Tag eine Entschließung heraus, welche die Verwaltung der zentralen Luftflotte bevollmächtigte, die technische Überwachung von Fluglinien und die Gründung eines Zivilluftfahrt-Rates vorzunehmen.[3]
  • Am 17. März 1923 wird die erste sowjetische Fluggesellschaft Dobrolet zur Entwicklung der sowjetischen Zivilluftfahrt gegründet. Die erste Linie Moskau-Nischni Nowgorod wird am 15. Juli 1923 eröffnet.
  • Am 1. November 1923 findet auf der Krim der Allunions-Wettbewerb, der erste Segelflug-Wettbewerb, statt.[4] Teilnehmer sind unter anderem die späteren Konstrukteure Sergei Iljuschin und Alexander Jakowlew.
  • 12 Fallschirmjäger springen am 2. August 1930 während eines Manövers aus einer Farman Goliath und erstürmen nach dem Sammeln den Gefechtsstand des Gegners. Es ist die Geburtsstunde der sowjetischen Luftlandetruppen.
  • Am 25. Februar 1932 wird die Hauptverwaltung der zivilen Luftfahrt (GUGWF) gegründet und ihr der offizielle Kurzname Aeroflot gewährt.[5]
  • Am 26. Juni 1932 findet der erste Testflug eines sowjetischen Hubschraubers statt, des ZAGI 1-EA
  • Am 17. August 1933 startet mit der GIRD-09 die erste sowjetische Rakete mit Flüssigkeitsantrieb. Das dazugehörige Hybridtriebwerk war im März des gleichen Jahres fertiggestellt worden.
  • Die ANT-4 startet am 26. November 1926 zum Erstflug und ist somit das weltweit erste mehrmotorige Ganzmetallflugzeug mit freitragenden Flügeln.
  • Semjon Alexandrowitsch Schestakow startet am 1. September 1927 zu einem Fernflug Moskau-Japan. Mit seiner Tupolew ANT-3 legt er dabei 20.000 Kilometer in 153 Flugstunden zurück.
  • 26. Juni 1932: der erste sowjetische Hubschrauber ZAGI 1-EA absolviert seinen Erstflug
  • 1933: der 28. April wird zum Tag der sowjetischen Luftfahrt erklärt.[6]
  • Am 17. Juni 1934 fliegt die achtmotorige Tupolew ANT-20 erstmals. Mit einer Flügelspannweite von 63 Metern und einem Abfluggewicht von 42.000 kg ist sie das bis dato größte und schwerste Landflugzeug.
  • Nina Kamnewa stellt am 13. August 1934 einen Weltrekord im Fallschirmspringen für Frauen auf, ihr freier Fall von 2700 m aus 3000 m Höhe dauert 58 Sekunden. Der Rekord wird 14 Jahre Bestand haben.
  • 30. September 1933: der Stratosphärenballon SSSR-1 erreicht die Rekordhöhe von 19.000 m
  • Das unter der Anleitung von Umberto Nobile erbaute sowjetische Luftschiff CCCP-B6 (UdSSR-W6) führt seine Jungfernfahrt am 5. November 1934 durch. Es gilt als das erfolgreichste sowjetische Luftschiff.
  • Am 18. Juni 1937 startet eine Tupolew ANT-25 zu einem Langstreckenflug in die USA und überfliegt dabei erstmals den Nordpol. Die Piloten Tschkalow, Baidukow und Beljakow legen dabei eine Strecke von 9.130 Kilometern zurück. Im selben Jahr wird diese Strecke von Michail Gromow mit 10.148 Kilometern überboten. Er fliegt ebenfalls eine ANT-25.
  • Olga Klepikowa stellt am 6. Juli 1939 mit einem Antonow RF-7-Segelflugzeug einen 749,203-Kilometer-Streckenweltrekord auf, der erst 12 Jahre später durch Richard Johnson gebrochen werden kann.
  • 29. Januar 1939 erster Testflug des Marschflugkörpers RNII 212
  • Am 28. Februar 1940 erfolgt der Erstflug des ersten raketengetriebenen Flugzeuges der UdSSR, der von Sergei Koroljow und Wiktor Fjodorowitsch Bolchowitinow konstruierten RP-318-I.
  • 1940 – das erste sowjetische Strahltriebwerk von Archip Michailowitsch Ljulka, RD-1, ist, bereits mit einem Axialverdichter ausgerüstet, einsatzbereit.
  • Die erfolgreiche MiG-15 fliegt am 30. Dezember 1947 erstmals. Sie ist bis heute das in den größten Stückzahlen gebaute Strahlflugzeug (ca. 18.000)
  • Am 26. Dezember 1948 erreichte mit der Lawotschkin La-176 erstmals ein sowjetisches Flugzeug Überschallgeschwindigkeit.
  • Segelflugweltrekord im freien Streckenflug am 26. Mai 1953 (829 km in 9 h 11 min) mit einer Antonow A-9.
  • Am 31. Oktober 1959 errang erstmals ein Flugzeug der Sowjetunion den absoluten Geschwindigkeitsweltrekord. Die MiG-21 erreichte 2388 km/h.
  • 1960 erstes Turbofan-Strahltriebwerk mit einem Bypass im Serieneinsatz, das Solowjow D-20P, von Pawel Alexandrowitsch Solowjow entwickelt
  • Am 22. Mai 1965 erlangte die Pilotin Natalja Abramowna Prochanowa einen neuen Höhenweltrekord von 24.336 m für Frauen.
  • Der weltweit größte Hubschrauber W-12 startet am 10. Juli 1968 zum offiziellen Erstflug.
  • Das erste Überschallverkehrsflugzeug der Welt, die Tupolew Tu-144, startet am 31. Dezember 1968 zum Erstflug.
Tu-204-100 im Juni 1991 auf der Pariser Luftfahrtschau
  • Alexander Fedotow stellt am 31. August 1977 in einer Je-266 mit 37.650 Metern einen absoluten Höhenrekord auf.
  • Erstflug des bis dahin größten Flugzeugs der Welt An-225 am 21. Dezember 1988.

Russische Föderation

  • 1992: Nach der Auflösung der Sowjetunion zum 1. Januar bilden sich aus der Aeroflot einzelne nationale Fluggesellschaften für die jetzt in der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) organisierten Länder.
  • Wegen des Mangels an Piloten in den Jahren steigenden Luftverkehrs verweigerten die russischen Behörden schon 2016 bis 2020 die üblichen internationalen Bestätigungen, welche Piloten brauchen, um im Ausland zu arbeiten; 2022 wurden vermutlich hunderte Piloten derart daran gehindert, außerhalb Russlands zu arbeiten.[7]
  • 2022: Aufgrund des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 erließ der Westen scharfe Sanktionen, welche vor allem die zu diesem Zeitpunkt zum größten Teil aus westlichen Flugzeugmustern bestehenden Flotten der Fluglinien betrafen; Russland beschlagnahmte formell die meist geleasten Flugzeuge, um sie im Inland weiter zu betreiben. Russland sperrte den eigenen Luftraum um die Ukraine und legte so den Luftverkehr nach elf Flughäfen (Anapa, Belgorod, Brjansk, Elista, Gelendschik, Krasnodar, Kursk, Lipezk, Rostow am Don, Simferopol und Woronesch) entlang des Kriegsgebietes still.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Karl-Heinz Eyermann: Die Luftfahrt der UdSSR 1917–1977. transpress Berlin, 1977.
  • Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Jagdflugzeuge. transpress Berlin, 1985.
  • Karl-Heinz Eyermann: MiG Flugzeuge. transpress Berlin, 1987.
  • Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. transpress Berlin, 1989.
  • Olaf Groehler: Geschichte des Luftkriegs. Militärverlag Berlin, 1981.
  • Dimitri A. Sobolew: Deutsche Spuren in der sowjetischen Luftfahrtgeschichte. Die Teilnahme deutscher Firmen und Fachleute an der Luftfahrtentwicklung in der UdSSR. Mittler, Hamburg u. a. 2000, ISBN 3-8132-0675-0.
  • Ulf Gerber: Das große Buch der sowjetischen Luftfahrt 1920–1990. Entwicklung, Produktion und Einsatz der Flugzeuge. Rockstuhl, Bad Langensalza 2019, ISBN 978-3-95966-403-5.

Einzelnachweise

  1. VVB Flugzeugbau (Hrsg.): Luftfahrtgedenktage im April. In: Deutsche Flugtechnik, Nr. 4/1960, 4. Jg. Verlag Technik, Berlin, S. 104.
  2. Heinz Machatscheck: Aus der Geschichte der sowjetischen Luftfahrt: Leben und Leistungen berühmter Fliegerinnen. In: Flieger Jahrbuch 1980. Transpress, Berlin 1979, S. 125.
  3. Aeroflot History (Memento vom 3. Juni 2008 im Internet Archive), abgefragt am 8. Februar 2010 (englisch).
  4. Aerosport. Nr. 11, 1964.
  5. Aeroflot Geschichte (Memento vom 13. Mai 2006 im Internet Archive), abgefragt am 8. Februar 2010.
  6. Aerosport. Nr. 4/1964, S. 147.
  7. «Коммерсант»: Росавиация мешает российским пилотам устроиться на работу за рубежом, Meduza 28. Juni 2022
  8. Rosaviatsiya verlängerte die Beschränkung von Flügen in den Süden Russlands bis zum 19. Mai, Kommersant, 12. Mai 2022.